Am vergangenen Sonntag reiste für einen Doppelabend zweier Choreografien von Marcos Morau und Crystal Pite zur Uraufführung an das Staatsballett Berlin. In einer tänzerisch und choreografisch brillianten Darbietung der Superlative wurde an diesem Abend mit den Stücken „Overture“ und „Angels´Atlas“ emotional fesselnde Momente der Tanzkunst inszeniert, wie ich Sie so zuvor noch nie erlebt habe! Ein Livebericht eines wahrhaft epischen Tanzabends!
Overture von Marcos Morau
Als Artist in Residence des Staatsballets Berlin choreografiert Marcos Murau ein dystopisch anmutiges Bild aus Menschen, die sich zur vom Orchester vorgetragenen 5. Sinfonie Gustav Mahlers um eine umgefallene, schwarze Säule wanden. Die Kompanie entfaltete in einer tänzerisch erstklassigen Darstellung ein Bild der Jugend, welche in Zeiten von Krisen und Antriebslosigkeit eine Schwere erreicht hat, die den Mut zu neuen Impulsen, die Positiv zur Veränderung einer Gesellschaft beitragen sollten, verloren hat.
Der fehlende Veränderungsimpuls, die Leichtigkeit, eine eigentlich unbeschwerte Jugend und der hieraus hervorgehende Mut zur einer posiven Gestaltung einer Gesellchaft, waren das zentrale Thema und gleichzeitig Leitfrage dieser beeindruckenden Inszenierung.
Angels´Atlas der Choreografin Crystal Pite – episch & berauschend
Vor einer sich ständig verändernden Lichtinstallation spielte die zweite Choreographie des Abends, Angels‘ Atlas der kanadischen Choreographin Crystal Pite. Durch reflektiertes Licht wurden Welten gewaltiger Bilder voller Komplexität und Illusionen erschaffen, die sich in Ihrer Komplexität und fortwährenden Veränderung auf fast schon magische Art einen Raum von Mystik und Vergänglichkeit für die sich im Tanz der Körper der sich davor bewegenden Kompanie bildeten.
Vom ersten Moment an fesselte das Bild der sich vor dieser Lichtkulisse zu den sakralen Klängen von Peter I: Tschaikowsky (Cherubinische Hymne aus der orthodoxen Liturgie des Hl. Chrysostomos) und Morten Johannes Lauridsen (O Magnum Mysterium) mal schreitenden, scheinbar schwebenden, tanzenden Kompanie von Menschen und Körpern im Halbdunkel einer fast schon kultischen Kulisse. Eine episches Stück von unglaublicher Eleganz und fulminater Schönheit!
Kurzportrait des Staatsballets Berlin
Nach eigenen Angaben ist das Staatsballett Berlin mit seinen 80 Tänzer*innen aus 30 Nationen die größte Ballettkompanie Deutschlands, wobei es als ebenfalls einziges Staatsballett ihr vielseitiges Repertoire auf drei verschiedenen Opernbühnen der Stadt zeigt: der Deutschen Oper Berlin, der Komischen Oper Berlin und der Staatsoper Unter den Linden. Da aus einem Zusammenschluß von der drei früheren Ballettensembles entstandene Staatsballett, besteht in dieser Konstellation nun seit dem Jahr 2004.
Verschiedene Intendanten prägten seitdem mit verschiedenen Ansätzen und Choreographien das bis heute abwechslungsreiche Repertoire der Bühnenstücke. Zahlreiche Neuschöpfungen, die Wiederentdeckung von Raritäten aus dem Ballettrepertoire, das Engagement herausragender Tänzerpersönlichkeiten, Choreographien mit einer sehr persönlichen, sensibel-introvertierten Bewegungssprache aber auch neue choreographische Arbeitsweisen sowie die Einbindung von Arbeiten jüngerer Generationen begleiten die Entwicklung des Staatsballets Berlin hin zur heutigen Intendanz durch Christian Spuck.
Impressionen der Aufführung am Staatsballett Berlin:
Overture (Bilder: Serghei Gherciu)
Angels‘ Atlas (Bilder: Serghei Gherciu)
Quelle: www.staatsballett-berlin.de